In diesem Blogreihe werden ich wesentliche Erkenntnisse der Neurobiologie und der Neuropsychologie herauszuarbeiten, die für Lernen und Lehren relevant sind.
Teil 1: Wie wichtig ist die Wiederholung beim Lernen?
Im Erwachsenenalter lernt man meist über die Erweiterung der Synapsenstärke. Wenn man sich mit etwas Neuem beschäftigt, zum Beispiel lernt, Klavier zu spielen, gibt es im Hirn hierfür noch keine Verbindungen. Man kann sich das Hirn vorstellen wie einen Urwald. Ich setze mich beispielsweise zum ersten Mal vors Klavier und weiß nicht wirklich, was zu tun ist. So gehe ich durch den dicht verwachsenen Urwald und erarbeite mir einen kleinen Pfad. Umso öfter ich mich ans Klavier setze, umso öfter gehe ich denselben Weg in meinem Gehirn und so wird er vom fast unbezwingbaren Urwaldpfad zu einem kleinen Weg, dann zu einer breiten Straße, und wenn ich mich meisterlich mit dem Klavierspielen auseinandersetze, zu einer Autobahn. So funktionieren im übertragenen Sinn Synapsenverbindungen im Gehirn.
Was machen Neuronen?
Neuronen sind Zellen und bestehen genauso wie andere Zellen im Körper aus Zytoplasma, das von einer Zellmembran umschlossen ist. Neuronen unterscheiden sich aber von anderen Zellen, weil sie durch elektrische Signale oder Neurotransmitter gesteuert werden. Weiters verfügen sie über Dendriten. Das sind kleine Verästelungen des Zellkörpers, die über Synapsen mit anderen Nervenzellen in Kontakt treten. Jede Nervenzelle besitzt etwa 10.000 Synapsen.

Diese Synapsen sind für den Informationsaustausch zwischen den Neuronen verantwortlich. Nervenverbindungen übermitteln durch Botenstoffe (Neurotransmitter) Informationen von Zelle zu Zelle. Der Erregungszustand der Zelle ist wichtig, damit starke Impulse weitergeleitet werden.
Um so öfter Synapsen beansprucht werden, um so höher wird die Stärke und die Anzahl der Verbindungen. So lernen wir und es entsteht das Gedächtnis.[1]
Kann ein alter Mensch überhaupt noch was neues lernen?
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, besagt ein altes Sprichwort. Dies stimmt nur bedingt. Umso älter wir werden, umso langsamer lernen wir. Am Höchsten ist die Lerngeschwindigkeit im Kindergarten und schon im Alter von 17 Jahren beginnt sie sich rapide zu verlangsamen.
Das Gehirn ist paradox: umso mehr bereits drinnen ist, umso mehr passt hinein. Wenn ein Erwachsener schon 5 Sprachen spricht, lernt er die sechste recht schnell und sogar schneller, als sich ein Kind eine Fremdsprache aneignet. Wenn es aber die erste Fremdsprache für den Erwachsenen ist, wird es für ihn schwieriger sie zu lernen, als für ein Kind. Deshalb ist lebenslanges Lernen wichtig und es soll recht früh damit begonnen werden.[2]
Es kann von Vorteil sein, den Lernstoff in kleinere Einheiten einzuteilen. Wenn man alles auf einmal lernt und keine Wiederholungen einplant, dann mag das Wissen bis zur Prüfung reichen, wird aber nicht ins Langzeitgedächtnis übergehen. Es ist nicht genügend Zeit vorhanden, damit das Gelernte zwischen Kortex und Hippocampus hin und her pendelt und sich so im Langzeitgedächtnis festigt.[3]
Fazit für TrainerInnen
- Theoretische Inputs in kleine Einheiten aufbereiten
- Öfter Wiederholungen einbauen
- Auf unterschiedliche Arten wiederholen
- Den Teilnehmerinnen die Möglichkeit geben, Inhalt selbst zu verarbeiten
- Auch nach dem Seminar noch Möglichkeiten der Wiederholung einbauen
[1] Amthor, 2013, S. 61ff.
[2] Zusammenfassung Vortrag Manfred Spitzer, TTS Knowledge Transfer Forum 2011, http://www.wissenstransfer-blog.de/training-e-learning/lernen-macht-glucklich.html
[3] Amthor, 2013, S. 233ff.