Sind Motivation und Lernen miteinander verbunden?

In diesem Blogreihe werden ich wesentliche Erkenntnisse der Neurobiologie und der Neuropsychologie herauszuarbeiten, die für Lernen und Lehren relevant sind. 

Teil 5: Lernen und Motivation

„Tief in unserem Gehirn sind Glück und Lernen aufs Engste miteinander verknüpft“[1], sagte Professor Spitzer in einem Vortrag. Dem Glück und der Motivation wollen wir jetzt genauer auf den Grund gehen. 

Das Wort Motivation entwickelte ich aus dem lateinischen Wort „movere“, also bewegen. Motivation hat immer etwas mit körperlicher und geistiger Bewegung zu tun. Motivationssysteme sind für Lernen und Arbeit von essentiellem neurobiologischen Wert. Die Nervenzellen des Motivationssystems produzieren einen Botenstoffmix aus drei Hormonen:

  • Endogene Opioide (schmerzlindernde Wohlfühl-Hormone) 
  • Oxytozin (Einfühlungs- und Vertrauenshormon)
  • Dopamin (Glücksgefühl erzeugendes Hormon) 

Da sich der menschliche Organismus nach diesem Glücksgefühl sehnt, wird er bewusst sowie unbewusst alles dafür tun, um es zu erhalten.[2]

Auf welche Reize reagiert das Gehirn?

Das Motivationssystem reagiert auf höchst unterschiedliche Dinge vom Suchtmittel bis zu schönen Augenblicken. Für das Gehirn ist dabei der Reiz wichtig. Der Erregungszustand ist wichtig, damit die Nervenzelle tatsächlich feuert. Ein Reiz muss relevant, interessant,  neu und informativ sein, damit die Aktivierung im Gehirn startet. Dies können für Menschen höchst verschiedene Dinge sein.[3]

Erhöhte Dopaminausschüttungen ziehen eine höhere psychische Aktivierung nach sich, das heißt ein Mensch bekommt Lust auf Neues und darauf, Fremdes zu entdecken. Die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin wird geringer, sobald man das Neue öfter wiederholt und es damit nicht mehr neu ist.[4]

Joachim Bauer hat das in seinem Buch „Arbeit – Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht“ mit Motivationsfaktoren für die Arbeit beschäftigt. Diese Ergebnisse werden hier präsentiert und auf das Lernen umgelegt.

Was beflügelt unsere Motivation?

Motivationssysteme im Gehirn springen im Besonderen auf Wertschätzung, Anerkennung, Sympathie oder Liebe an. Soziale Akzeptanz aktiviert unser Belohnungszentrum im Hirn. So ist ein Antrieb für den Menschen zu arbeiten und zu lernen, der direkte und indirekte Wunsch nach Bestätigung.

Anerkennung ist ein komplexes Konstrukt und erschöpft sich nicht in einem Schulterklopfen, einem schnöden Danke oder einem dahingesagten Lob. Anerkennung bedeutet, Menschen wahrzunehmen und wirklich zu „sehen“. Dabei geht es um aktives Feedback. Natürlich ist es wichtig, die positiven Seiten zu sehen und zu loben. Genauso wichtig ist es auch, mit konstruktiver Kritik die Entwicklung der Menschen zu fördern. Wenn eine Person immer nur (oberflächlich) gelobt wird, ohne ein einziges Mal auf kritische oder unzureichende Aspekte ihres Handelns hingewiesen zu werden, ist das genauso ein Form der Missachtung und des Nichtgesehen-Werdens.[5]

Eine vertrauensvolle Umgebung ist beim Lernen in Gruppen wichtig und steigert die Erfolge. Vertrauen schafft eine höhere Akzeptanz und bessere Beziehungen, dies wiederum erhöht die Motivation. Oxytocin ist ein wichtiges Hormon beim Aufbau von Vertrauen und Wohlwollen. In einer feindseligen Umgebung wird dieses Hormon eher nicht ausgeschüttet. Darum ist es wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der sich eine Gruppe öffnen kann. Wenn der Oxytocinspiegel hoch ist, können Teilnehmer einer Gruppe eher die Komfortzone verlassen und sich besser auf die anderen Teilnehmer sowie die Inhalte einlassen.

Wenn die zwischenmenschliche Chemie stimmt und eine tiefe Beziehungsebene aufgebaut wurde, ist der Aktivierungsgrad von Spiegelneuronen oft höher. Das haben neurowissenschaftliche Empathiestudien ergeben. Die Spiegelneuronen sind wichtig für das Einfühlungsvermögen, das wiederum den Grad des Imitationslernens erhöht.[6]

Fazit für TrainerInnen

Fazit für die Ausbildungsreihe für Scrum Master: 

  • Rahmen für Beziehungsebene schaffen 
  • Neues bereithalten 
  • Zeit zum Kennenlernen und Beziehungsaufbau geben
  • Loben und Belohnen
  • Raum für konstruktives Feedback schaffen

[1]            Zusammenfassung Vortrag Manfred Spitzer, TTS Knowledge Transfer Forum 2011,   

                http://www.wissenstransfer-blog.de/training-e-learning/lernen-macht-glucklich.html

[2]            Bauer, 2013, S. 28f. 

[3]            Spitzer, 2004,S. 140ff. 

[4]            Roth, 2008, S. 249.

[5]            Bauer, 2006, S. 29 ff. 

[6]            Hütter, Wörner, TA 12/2013, S. 24f.

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